Preisträger*innen

2022

Gianna Olinda Cadonau

Weitere Preisträger/innen

Der Studer/Ganz-Preis 2022 ging an Gianna Olinda Cadonau (geboren 1983 in Panaji/Indien, aufgewachsen in Scuol/GR) für ihr Manuskript «Feuerlilie». Die Jury zeigte sich beeindruckt von der Vielschichtigkeit dieses Romans, der körperliche und psychische Versehrtheit thematisiert: In einem Engadiner Dorf trifft Vera, deren Schwester Sophia immer wieder in einer psychiatrischen Klinik verschwindet, auf einen offensichtlich von Folter und Kriegstraumata gezeichneten Mann, dem sie sich annähert, mit grosser Zurückhaltung und wachsendem Interesse für diesen Menschen. Multiperspektivisches Erzählen und skurrile Momente, die die Realitäten weniger bedrohlich erscheinen lassen können, hindern daran, vorschnell Kausalitäten erkennen zu wollen. Der Text kommt ohne Erklärungen aus, was bei der Lektüre zu einer produktiven Spannung führt. Die Frage, wie eine junge Frau mit der Versehrtheit der psychisch kranken Schwester und des gefolterten und traumatisierten Fremden umgehen kann, bleibt unbeantwortet. Sprachlich überzeugend und mit starken Bildern unterläuft der Roman Erwartungshaltungen und schafft eine über das Heute hinauswachsende Aktualität.

Die Laudatio von Liliane Studer, Jurymitglied, kann hier als PDF heruntergeladen werden.

«Feuerlilie» erschien 2023 im Lenos Verlag Basel.

Autor*innenporträt

Wikipedia Gianna Olinda Cadonau

Jury

Ruth Gantert, Manfred Koch, Lucia Lanz, Gianna Molinari, Dominic Oppliger, Liliane Studer, Lydia Zimmer

Moderation: Elio Pellin